Mikrobiologische Untersuchungen Schimmelpilze / Bakterien

Die sensible Wahrnehmung von Schimmelschäden in den deutschen Medien und deren diskutierte gesundheitliche und bauliche Relevanz in der Öffentlichkeit führen immer häufiger zu interdisziplinären gerichtlichen oder außergerichtlichen Auseinandersetzungen unter Einbeziehung von neuen Sachverständigengruppen wie Mikrobiologen und hochspezialisierten Sanierungsfachfirmen.

Damit die mikrobiologische Belastung bewertet werden kann, um ggf. ein Sanierungskonzept erstellen zu können, ist es zunächst notwendig, entsprechende Analysen durchzuführen. Grundsätzlich können Bestandteile in der Luft, auf Oberflächen und im Material auf Schimmelpilzbestandteile und/oder Bakterien analysiert werden. Für die Beprobung der Raumluft ist grundsätzlich von unserem Institut immer ein Ortstermin erforderlich. Für die mikrobiologische Untersuchung und Bewertung von Materialproben (Bsp. Polystyrol, Mineralwolle) sowie von Oberflächen mittels Klebefilmproben kann die Probenahme auch von Laien selbst durchgeführt und die Proben unserem Institut übersandt werden. Hierzu sind die zum Download vorhandenen Formulare zu berücksichtigen.

Bestandteile in der Raumluft (Referenz: Außenluft):
  • Keimzahlbestimmung von Schimmelpilzen ➔ Luftkeimsammlung
  • Bestimmung der Gesamtsporenanzahl ➔ Partikelsammlung
  • Überprüfung der Raumluft auf organische Verbindungen, welche durch Mikroorganismen gebildet werden ➔ MVOC-Messung
Bestandteile auf Oberflächen:
  • Keimzahlbestimmung von Schimmelpilzen auf Oberflächen ➔ Abdruckproben
  • Mikroskopische Untersuchung von Oberflächen (Unterscheidung Mycelwachstum oder Sedimentation} ➔ Klebefilmproben
  • qualitative Untersuchung von Oberflächen auf coliforme Bakterien (inklusive Escherichia coli) ➔ Tupfer- und/oder Abdruckproben
Bestandteile in Materialproben:
  • Bestimmung der Gesamtkonzentration an Schimmelpilzen in KBE/g mit Gattungsbestimmung dominanter Schimmelpilze
  • Bestimmung der Gesamtkonzentration an Bakterien in KBE/g
  • Bestimmung an coliformen Bakterien (inklusive Escherichia coli) in KBE/g

Schimmelpilze im Detail

Der Begriff „Schimmelpilz“ besitzt keine klare Definition, da er keine systematische Gruppe kennzeichnet. Im wesentlichen bezieht sich der Begriff auf makroskopisch (mit bloßem Auge) erkennbare Mycelien (Hyphengeflechte), bei denen die Bildung asexueller Sporen dominiert. Im typischen Fall besitzen Schimmel eine ruderale Lebenstrategie, d.h. sie nutzen kurzlebige Substrate, die sie aufgrund ihrer hohen Wachstumsgeschwindigkeit schnell besiedeln. Die taxonomisch korrekte Bezeichnung eines Schimmelpilzes setzt sich aus dem griechischen oder latinischen abgeleiteten Doppelnamen zusammen. Dabei steht der erste Teil für die übergeordnete Schimmelpilzgattung und der zweite Teil benennt die einzelne Pilzart bzw. Spezie.

Auf Grund der Tatsache, dass Schimmelpilze ein großer Bestandteil der normalen Außenluft sind, kann man sich einem Kontakt kaum entziehen. Schimmelpilze sind in unserer Umgebung verbreitet und begegnen uns im alltäglichen Leben. So ist ein Leben ohne Schimmelpilze nicht vorstellbar. Wenn aufgrund eines Feuchteschadens aber eine unnatürlich hohe Belastung an Schimmelpilzbestandteilen vorhanden ist, müssen entsprechende Gegenmaßnahmen (Sanierung) durchgeführt werden.

Lebensbedingungen

Alle Schimmelpilze können sich an ihre Umgebung anpassen. Im Allgemeinen benötigen sie vor allem aber Nährstoffe und Feuchtigkeit. Andere Parameter wie Temperatur und pH-Wert spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Etablierung und dem Wachstum von Schimmelpilzen. Die Mehrheit der Schimmelpilze ernährt sich von totem, organischem Material, wie z.B. zur Erde gefallenes Laub. Nur ein geringerer Teil kann auch parasitisch auf Pflanzen (z.B. Fusarium-Arten), anderen Pilzen (z.B. der Zygomycet Parasitella parasitica), Tieren oder – in seltenen Fällen – Menschen leben. Viele Schimmelpilze sind in der Lage neben Zuckern, Eiweißen und Fetten auch Zellulose abzubauen. Lignin (lat. von lignum „Holz“) wird von ihnen dagegen nicht angegriffen.

Neben Nährstoffen benötigen Schimmelpilze ausreichend Feuchtigkeit um zu wachsen. Entscheidend ist dabei nicht der reine Wassergehalt des Substrates, sondern der Gehalt an freiem, für die Pilze verfügbarem, Wasser. Dieser wird durch die Wasseraktivität aw angegeben und beschreibt das Verhältnis vom Wasserdampfdruck des Substrates zum Sättigungsdruck des reinen Wassers bei gleicher Temperatur. Das Hundertfache des aw-Wertes ergibt die direkt über dem Substrat herrschende Luftfeuchte. Ab einem aw-Wert von 0,8 ist mit einem Schimmelwachstum zu rechnen. Das entspricht bei Weichholz etwa einem Wassergehalt von 17%, bei Tapete von 11% und bei Gipskarton von 0,7%. Einige Spezialisten, wie Wallemia sebi und die Aspergillus-Arten der Aspergillus glaucus-Gruppen können sich allerdings schon bei geringeren aw-Werten etablieren.

Auftreten und Ursache

Ein Wachstum von Schimmelpilzen im Innenraum kann verschiedene Ursachen haben. Allen gemein ist, dass eine erhöhte Feuchte vorhanden sein muss. Schimmelpilze sind sehr anpassungsfähige und wandelbare Mikroorganismen und in fast jeder ökologischen Nische anzutreffen. Wo Wärme und Feuchtigkeit aufeinandertreffen, wie z.B. in Küchen, Bädern und Gewächshäusern, kann ein Befall niemals kategorisch ausgeschlossen werden. Auch dort, wo Nährstoffe für Schimmel leicht zugänglich sind, ist das Risiko eines Wachstums hoch. So entwickeln und vermehren sich viele Arten gern in Komposthaufen oder Mülleimern, morschem Holz, Heu oder Stroh, in faulem Laub oder auf Getreide und Nüssen.

Die am häufigsten auftretende Erscheinungsform von Pilzen in Innenräumen stellt das Wachstum auf Oberflächen von Wänden und Decken dar. Hier ist für gewöhnlich sichtbares oder von der Oberfläche aufgesaugtes Tau- bzw. Kondenswasser die Ursache. Weiterhin bedarf es eines geeigneten Nährbodens, weshalb ein Befall nicht selten auf Tapeten, speziell auf Raufasertapeten vorzufinden ist. Raufasertapeten enthalten einen relativ hohen Anteil an Zucker, Eiweiß und Lignin und bilden bei der Befeuchtung die Nahrungsgrundlage für Schimmelpilze. Weiterhin spielt die Tatsache, ob bautechnische oder nutzungsbedingte Ursachen für die erhöhte Feuchtigkeit verantwortlich sind, zunächst eine untergeordnete Rolle.

Bauteildurchfeuchtungen sind die häufigsten Ursachen im Innenraum. Diese können auf bauliche Mängel aber auch auf Havarien, welche einen Wasserschaden beinhalten, zurückgeführt werden. Dabei spielen bei der Untersuchung von Materialproben aus Fußbodenbereichen die Wasserschäden (Leckagen, Rohrbruch, Undichtigkeiten usw.) die größte Rolle.

Befallsarten

Schimmelpilze sind weltweit verbreitet. Überall wo organisches Material anfällt und zumindest zeitweise Temperatur- und Wasserverhältnisse Abbauprozesse ermöglichen, sind sie nachweisbar. Ihre Sporen werden überwiegend durch den Wind verbreitet und sind somit ständiger Bestandteil der Außenluft. Man unterscheidet folgende Arten des Befalls:

Nicht sichtbarer Befall – Experimentell wurde nachgewiesen, dass Schimmelpilze schon innerhalb von 48 Stunden auf feuchten Stellen anwachsen. Dieses Wachstum ist noch nicht mit bloßem Auge erkennbar, da die Hyphen mikroskopisch klein sind (4-10 µm).

Verdeckter Befall – Mikrobieller Befall durch Schimmelpilze muss auch deshalb nicht direkt visuell erkennbar sein, wenn er z. B. hinter Wand- und Deckenverkleidungen, hinterm Schrank oder Tapete auftritt und erst nach Entfernung sichtbar wird.

Sichtbarer Befall – Sichtbar wird der Befall erst dann, wenn die Dichte der gewachsenen Mikroorganismen zunimmt und größere, zusammenhängende Strukturen entstehen. Ebenso ist die besiedelte Matrix von Bedeutung. Ein schwarzer Pilz auf weißer Tapete wird eher sichtbar als helle Pilze in Mineralwolle oder Styropor.

Medizinische Relevanz

Es wurden bereits einige Krankheitsbilder, die auf das Vorhandensein von Schimmelpilzen zurückgehen, beschrieben. Allerdings beruht dies auch auf der Tatsache, dass man sich einer natürlichen Schimmelpilzexposition nicht entziehen kann. Schimmelpilze und deren Sporen gehören zu den wichtigsten Allergenen im Innenraum. Sie können massive gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie Allergien, Erkrankungen der Atemwege, Übelkeit oder Kopfschmerzen verursachen und darüber hinaus auch krebserregend wirken. Diese unspezifischen Symptome spielen nicht nur zu Hause, sondern auch am Arbeitsplatz eine wesentliche Rolle.

Allgemein werden die Immunreaktionen, welche durch Schimmelpilze hervorgerufen werden, in die Bereiche allergische Reaktionen (Allergie), toxische Erkrankungen (Vergiftung) und Mykosen eingeteilt.

Sanierung

Liegt eine relevante mikrobiologische Belastung vor, müssen umgehend durch eine Fachfirma mit entsprechender Sachkunde Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. In der Regel genügt es nicht, einen nicht auf diesem Fachgebiet spezialisierten Handwerksbetrieb zur Behebung des Schadens zu engagieren. Vor Beginn dieser Maßnahmen ist es absolut notwendig, einen kompetenten Gutachter mit der Problemanalyse zu beauftragen.

So können mit Hilfe von verschiedenen mikrobiologischen Analysen Schimmelpilze schnell und sicher identifiziert werden. Jeder Schimmelpilz hat spezifische Eigenschaften (z. B. Wachstum bei Körpertemperatur, Bildung von humanpathogenen Pilzgiften, Erzeugung extrem kleiner und leichter und damit lungengängiger Sporen) und bedingt somit eine unterschiedliche Gefährdung, welche konsequenterweise eine abgestimmte, zielgerichtete und nachhaltige Sanierung nach sich zieht. In der Folge kann und muss eine angemessene Sanierungsplanung durchgeführt werden. Auch in Bezug auf die Sanierungsplanung ist unser Institut der passende Ansprechpartner.

Neben verschiedenen Schimmelpilzanalysen für die Bewertung der mikrobiologischen Belastung ist unser Institut auch in Sachen Forschung stets bemüht neue und aktuelle Erkenntnisse in der Schimmelpilzproblematik zu erhalten. Es werden nicht nur interne Daten ausgewertet. Unser Institut nimmt zudem regelmäßig an Ringversuchen mit dem Umweltbundesamt (UBA) teil. So ist es möglich, stets den aktuellen Stand der Technik nicht nur in Bezug auf die Analysen, sondern gerade bezüglich der Aus- und Bewertung von mikrobiologischen Schäden zu erhalten und in der Praxis anzuwenden.

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